Die Würde des Menschen ist unantastbar, lautet Artikel Eins unserer Verfassung. Wieso, frage ich mich, hat man hier das ansonsten kaum verwendete Adjektiv "unantastbar" gewählt? Man wollte doch wohl sagen: diese Menschenwürde ist unser höchstes Gut, sie darf nicht verletzt, beschädigt, beieinträchtigt werden, der Staat und die Rechtsordnung sind zu ihrem Schutz da.
Das Antasten von etwas ist ja zunächst einmal nichts Böses, sondern ein menschlichess Grundverhalten, ein Bedürfnis der Orientierung und der Verbindung, unsere früheste, körperlichste, elementarste, erotischste Sinneserfahrung.
Nach etwas zu tasten, muß keineswegs bedeuten, daß man es verändern oder gar zerstören will. Man möchte das angetastete Objekt erfahren, erspüren, erleben. Dem ist die Menschenwürde enthoben, sie darf nicht befingert und befummelt und in Frage gestellt werden. Aber dürfen wir sie nicht insoweit antasten, um herauszufinden, ob ihre Kanten und Konturen mit so mancher realen Zeiterscheinung vereinbar ist?
Ich erschrecke bei dem Gedanken, daß meine sporadischen, leicht und schnell und flockig formulierten Tagesgedanken Besucher meiner Website abschrecken könnten. Das man dadurch gar nicht erst auf die Idee kommt, weiterzuklicken, weil man sich sagt: noch mehr von solchem Zeug brauche ich nicht, und tschüss. Lieber Leser, oder soll ich Klicker zu dir sagen, bitte glaube mir, es verbirgt sich unter den Menüpunkten dieser Webseite so manches bunte nach Form und Inhalt, demgegenüber du ruhig neugierig bleiben und dich nicht, im Gegenteil von neugierig, altsatt abwenden solltest. Cheers, a new word is born: altsatt.
"Weg mit Schaden", sagte unlängst ein Bekannter und meinte damit sein Verhältnis zu ehemaligen Mietern, die eine Wohnung deutlich später und anders, als er es sich gewünscht hatte, geräumt und dem Eigentümer zurückgegeben hatten.
Weg mit Schaden, diese Kürzest-Formel, die wie eine Bildzeitungs-Schlagzeile klingt, scheint mir ein Stück Lebensweisheit zu enthalten. Es hat keinen Sinn, den Schaden, den man erlebt und erlitten hat, immer und immer weiter mit sich herumzutragen. Wozu? Um einen Grund zu haben, über den, der den Schaden verursacht hat.
schlecht zu reden und zu denken? Um aus dem Schaden klug zu werden und seinesgleichen in Zukunft abzuwehren und zu vermeiden?
Das kann und soll man versuchen, aber es wird schwierig werden, denn man kann vor lauter Schadensabwehr die Fähigkeit verlieren, das Leben hereinzulassen und sein Herz zu öffnen. Die schlechten Erfahrungen, die wir gemacht haben, dürfen uns nicht vom machen guter Erfahrungen abhalten. Es ist gut, vergessen und verzeihen zu können. Sonst kann aus dem vergangenen Schaden, der passiert und nicht mehr zu ändern ist, ein langer Schatten werden, der weit in eine sonnenarme Zukunft reicht.
Ein Aphorismus
ist mir mal wieder eingefallen, aber ich bin mir noch nicht sicher
über seine endgültige Formulierung. Ich werde also jetzt "laut" denken,
formulierend und Möglichkeiten erwägend. Here we go:
Manche Schiffe hören auf zu sinken, wenn die Ratten sie verlassen haben.
Manche Schiffe, wenn die Ratten sie verlassen haben, hören sie auf zu sinken.
Manche Schiffe hören auf zu sinken, sobald, weil, obwohl, dadurch daß....
Manche Ratten retten Schiffe, indem sie sie verlassen.
Manche Schiffe sinken nur, weil die Ratten sie noch nicht verlassen haben.
Manche Ratten verlassen Schiffe, um ihr sinken zu verhindern.
O Gott, ich kann mich nicht entscheiden in diesem Dickicht von Akzenten und Aspekten.
Dann lassen wirs halt dabei und mutem dem Leser die Qual der Wahl zu. Schillernder
Beziehungsreichtum - das ist ja gerade das Schöne an Aphorismen.
Kaufte mir eine backup-Festplatte zur Sicherung meiner Festplatte mit 1 Terabyte Speicherkapazität. 1000 Gigabyte also. Obwohl das schon ziemlich viel und sicher mehr als genug für ein Lebenswerk als Textmenge ist, fragte ich mich, ob und wie es danach wohl weitergeht.
Google gab mir auf die Begriffe "Terabyte" und "nächstes" die Antwort:
1000 Terabyte sind ein Petabyte. Und weiter? 1000 Petabyte sind ein Exabyte, 1000 Exabyte wiederum ein Zettabyte und 1000 davon ein Yottabyte. Ein Yottabyte sind eine Billion Gigabyte.
Rein sprachlich sind wir auf wahrhaft unvorstellbare Datenmengen bestens vorbereitet (emotional wohl weniger). Nach Yotta kommen, jeweils mal tausend, folgende vorsilben vor die Bytes:
Xona-, Weka-, Vunda-, Uda-, Treda-, Sorta-, Rinta-, Quexa-,Pepta-, Ocha-, Nena-, Minga-, Luma-.
Ein Lumabyte, das wären 10 hoch 63 oder auch eine Deziallarde Byte. Uff!
Simulation scheint mir ein Schlüsselbegriff für das Verständnis unserer Zeit zu sein. Wir sind umgeben von Simulationen des Lebens wie nie zuvor, wir können uns jederzeit das geliebte, gefürchtete Leben in ungezählten Facetten vor Augen und Ohren führen: Abenteuer, Liebe, Glück, Gefahr, Erfüllung, Scheitern, verwelken und blühn.
Es gibt nichts, was nicht simuliert werden könnte, keine Stimmung, kein Gespräch, kein Sternenhimmel, kein Gefühl.
Außer: das gelebte Leben selbst, von innen sozusagen. Das Freie.
Das frei gewachsene Bewußtsein und Gefühl von sich selbst und von anderen ist nicht simulierbar, Individualität und Persönlichkeit können gespielt und insofern simuliert werden. Aber Eigensein und Selbstheit entziehen sich jeglicher Simulation
Mehr noch: ein zu großer Konsum von Simulationen verhindert eigene Entwicklung.
Der dialektische Gegenbegriff zu Simulation wäre Freiheit. Simulation ist wesentlich auch Manipulation und Fremdbestimmung, aber durch neue Technik als Spiel, Interaktion, Dialog mit dem Schein der Freiheit versehen.
Auf dem Weg zu sich selbst sind die Simulationen ein Wald von Wegweisern, die sich unendlich widersprechen und deren Zusammenspiel keinen Sinn ergibt. Den kann der Wanderer nur in sich selbst finden.
Das, was Guttenberg getan hat, rührt an ein so allgemeines
menschliches Verhalten (man mag an das Abgucken und Vorsagen
in der Schule denken), daß seine hohen Sympathiewerte in der
Bevölkerung bisher kaum Schaden nehmen. Viele fragen in den Medien,
ob das Erschwindeln eines Doktortitels (den man ja als handfestes
Wirtschaftsgut sehen) als allzumenschliche Schummelei bagatellisiert
werden darf.
Jedenfalls schlägt die Affäre so hohe Wellen, daß Guttenbergs Name große
Chancen hat, zum geflügelten Wort zu werden, ja vielleicht sogar zu einem
eigenständigen Tätigkeitswort der deutschen Sprache. "Da mußt du einfach
einen doppelten Guttenberger machen, dann ist die Sache geritzt" -
Oder "Promovieren oder guttenbergieren" - das ist die Frage?
Oder als Ultra-Euphemismus für klauen, stibitzen, mopsen, abstauben uä.:
"guttieren", "guttenbergern".