• Peter P.Peters in Aktion

Tagesgedanken

utoya

Ein rechtsradikaler, fundamentalistischer "Christ" war es also, der auf einer norwegischen Insel ein Massaker angerichtet hat, das alle Rekorde bricht. Nicht viel weniger als hundert Teenager hat dieses Monster mit einem wahnsinnigen Gefühl des Rechthabens in seinem kranken Hirn erschossen.

Eine unfaßbare und kaum sühnbare Schande ist diese Tat, für die es eigentlich weder in der Natur noch in der Zivilisation einen Platz gibt.

Dass dieser Terrorakt politisch gesehen von rechts kam, gießt wenigstens kein neues Öl ins Feuer des weltumspannenden Kulturkampfes zwischen den Werten des Westens und dem Islamismus.

Aber im Kern faschistisch sind eigentlich alle diese Greueltaten, seien es Amokläufe oder Anschläge auf U-Bahnen oder Gebäude wie das World Trade Center. Sie sind der extrem übersteigerte Ausdruck dessen, was nach einer verblüffend einfachen Definition das Wesen des Faschismus ist: die Herrschaft einer Minderheit über eine Mehrheit.

 

Heuschrecken-Kommunikation

Heuschrecken-Kommunikation

Eine sehr grüne, etwa wespengroße Heuschrecke hatte heute auf der Windschutzscheibe meines Autos außen und in Augenhöhe auf der Fahrerseite Platz genommen. Als ich losfuhr, dachte ich, daß sie vom Fahrtwind rasch wegefegt würde, aber dem war nicht so. Halb klammerte sie sich fest, halb wurde sie während der Fahrt an die Scheibe gedrückt und blieb vollkommen reglos. Nur immer, wenn wir an einer Ampel standen, wurde sie aktiv, putzte und streckte sich wie eine Katze und begann auch schon zu laufen. Einmal fuhr ich vor der Ampel schon so weit wie möglich vor, um das Insekt, zu dem der Name Grasmücke gut passen würde, noch eine Weile dadurch festhalten und weiter beobachten zu können. Zu dem ästhetischen Teil meines Motivs konnte ich noch einen moralischen hinzufügen: im dichten Straßenverkehr hätte er/sie/es beim Verlassen der Frontscheibe leicht unters Auto kommen können. Und der Einsatz des Scheibenwischers, den ich an einer relativ geeigneten Stelle kurz in Erwägung zog, wäre für sie oder ihn lebensgefährlich gewesen. So kam der kleine Grüne Grashüpfer mit bis zu meinem Fahrtziel. Aber dort war ich gleich anderweitig beschäftigt und vergaß das, was ich eigentlich zu tun vorgehabt hatte: ihn oder sie noch eine Weile von außen zu beobachten, vielleicht bis zu ihrem happy-endgültigen Absprung oder Abflug.

 

Angela in Angola

Jetzt ist sie in Angola,

unsere Angela

ist wegen dem Öl da.

unsere Angöla.

 

Endlich mal wieder ein Polit-Wortspiel!

Vielleicht sollte ich die "Tagesgedanken" in Tagesnotizen um taufen.

Da paßt alles drunter: Einfälle, Entwürfe, Tagebucheintragungen, auch

Zitate. Hoffentlich kann ich durch diese Öffnung die Regelmäßigkeit und Häufigkeit

etwas steigern.

 

Menhire

Der "Grand Menhir brise" von Locmariaquer in der Bretagne ist (mir) allemal einen Tagesgedanken wert. Ich war vor einer Woche dort und nachhaltig beeindruckt von diesem gewaltigen, fast 20 Meter langen und 280 Tonnen schweren länglichen Granitblock, der umgefallen und in vier Stücke zerbrochen ist. Um das Jahr 4500 vor unserer Zeitrechnung wurde er heutigen Untersuchungen zufolge dorthin geschafft und aufgestellt, um das Jahr 4200 ist er umgefallen oder umgestürzt worden. Von den vier Teilen, die nach oben immer schmaler und kürzer werden, liegen die drei oberen in der einen Richtung, während der unterste, schwerste und größte in einem Winkel von etwa 150 Grad fast in die entgegengesetzte Richtung gefallen ist.

So liegen sie da seit über sechstausend Jahren und geben Rätsel auf. Können die C14-Analysen tatsächlich diese Differenz von 300 Jahren ausmachen, oder kann dieser wohl größte aller Menhire vielleicht schon bei dem Versuch, ihn aufzustellen, umgefallen und zerbrochen sein? Liegt er da als ewiges Symbol und Mahnmal menschlichen Scheiterns. Oder hat ihn ein Erdbeben zu Fall gebracht, wofür wohl, wie ein Animationsfilm zeigt, die eigenwillige Lage spricht?

Und natürlich: wie können Obelix' Vorfahren das überhaupt geschafft haben? Aber der Gedanke an die brutale Machtausübung und Versklavung von Menschen, die vielleicht dahintersteckt oder sozusagen drin steckt, soll nicht mein letzter sein. Mein letzter Gedanke für heute ist ein Gefühl: ich liebe sie, diese Menhire.

 

Zwischen Stühlen

"Zwischen den Stühlen schwebend", schrieb mir neulich jemand in einer mail und gab mir einen schönen Gedanken für den Tag. Wenn man sich denn schon in mancher Hinsicht zwischen Stühlen befindet, so muß man ja nicht unbedingt versuchen, dort zu sitzen.

Das könnte leicht schwierig und unbequem werden und auf de Dauer darauf hinauslaufen, daß man zwischen den Stühlen steht oder liegt. Wieso sagen wir eigentlich nicht "zwischen den Tischen stehen" oder "zwischen den Betten liegen"?

Wer zwischen Stühlen steht, wartet wohl darauf, daß ein Stuhl frei wird. Wer es aber schafft, zwischen Stühlen zu schweben, ist am besten dran. Sie schaut sich die ganze Szene in aller Ruhe an und denkt sich ihren Teil.

 

Dauerhaftes Bauschvolumen

Auf der Verpackung eines Kopfkissens, an welchem ich auf der Suche nach Kissenbezügen in einem Kaufhaus vorbeikam, wurde dieses für

sein "dauerhaftes Bauschvolumen" angepriesen. Selten hat mich eine verbale Blüte so inspiriert wie diese. Ein dauerhaftes Bauschvolumen zu haben, scheint mir nicht nur für Kissen, sonder auch für Menschen, Seelen, Persönlichkeiten, Inividualitäten, Bewußtseine, Gemüter wünschenswert.

Das Wort bauschen ("...du bauschst", steht im Duden) verdient aufgrund seiner immateriellen, metaphorischen Dimension, eine weniger unfreundliche und knappe Behandlung, als sie bisher in dem pejorativen "aufgebauscht" enthalten war. Was bleibt uns denn im Leben anderes übrig, als zu bauschen und dadurch Raum und Luft und Form zu erlangen? Sind wir denn nicht wie Kissen, die ihre Form, nachdem sich jemand drauf gesetzt oder gelegt hat, zurück gewinnen wollen und sollen?

In diesem Sinne wünsche ich dir oder Ihnen, lieber Leser, heute kein "schönes Wochenende" sondern ein dauerhaftes Bauschvolumen. Das ist nachhaltiger. Aber bitte schaumgebremst.

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würde

Die Würde des Menschen ist unantastbar, lautet Artikel Eins unserer Verfassung. Wieso, frage ich mich, hat man hier das ansonsten kaum verwendete Adjektiv "unantastbar" gewählt? Man wollte doch wohl sagen: diese Menschenwürde ist unser höchstes Gut, sie darf nicht verletzt, beschädigt, beieinträchtigt werden, der Staat und die Rechtsordnung sind zu ihrem Schutz da.

Das Antasten von etwas ist ja zunächst einmal nichts Böses, sondern ein menschlichess Grundverhalten, ein Bedürfnis der Orientierung und der Verbindung, unsere früheste, körperlichste, elementarste, erotischste Sinneserfahrung.

Nach etwas zu tasten, muß keineswegs bedeuten, daß man es verändern oder gar zerstören will. Man möchte das angetastete Objekt erfahren, erspüren, erleben. Dem ist die Menschenwürde enthoben, sie darf nicht befingert und befummelt und in Frage gestellt werden. Aber dürfen wir sie nicht insoweit antasten, um herauszufinden, ob ihre Kanten und Konturen mit so mancher realen Zeiterscheinung vereinbar ist?

 

Abschreckung

Ich erschrecke bei dem Gedanken, daß meine sporadischen, leicht und schnell und flockig formulierten Tagesgedanken Besucher meiner Website abschrecken könnten. Das man dadurch gar nicht erst auf die Idee kommt, weiterzuklicken, weil man sich sagt: noch mehr von solchem Zeug brauche ich nicht, und tschüss. Lieber Leser, oder soll ich Klicker zu dir sagen, bitte glaube mir, es verbirgt sich unter den Menüpunkten dieser Webseite  so manches bunte nach Form und Inhalt, demgegenüber du ruhig neugierig bleiben und dich nicht, im Gegenteil von neugierig, altsatt abwenden solltest. Cheers, a new word is born: altsatt.

 

schadensregulierung

"Weg mit Schaden", sagte unlängst ein Bekannter und meinte damit sein Verhältnis zu ehemaligen Mietern, die eine Wohnung deutlich später und anders, als er es sich gewünscht hatte, geräumt und dem Eigentümer zurückgegeben hatten.

Weg mit Schaden, diese Kürzest-Formel, die wie eine Bildzeitungs-Schlagzeile klingt, scheint mir ein Stück Lebensweisheit zu enthalten. Es hat keinen Sinn, den Schaden, den man erlebt und erlitten hat, immer und immer weiter mit sich herumzutragen. Wozu? Um einen Grund zu haben, über den, der den Schaden verursacht hat.

schlecht zu reden und zu denken? Um aus dem Schaden klug zu werden und seinesgleichen in Zukunft abzuwehren und zu vermeiden?

Das kann und soll man versuchen, aber es wird schwierig werden, denn man kann vor lauter Schadensabwehr die Fähigkeit verlieren, das Leben hereinzulassen und sein Herz zu öffnen. Die schlechten Erfahrungen, die wir gemacht haben, dürfen uns nicht vom machen guter Erfahrungen abhalten. Es ist gut, vergessen und verzeihen zu können. Sonst kann aus dem vergangenen Schaden, der passiert und nicht mehr zu ändern ist, ein langer Schatten werden, der weit in eine sonnenarme Zukunft reicht.

 

Tages-Gedanke 24.03.2011

Ein Aphorismus

ist mir mal wieder eingefallen, aber ich bin mir noch nicht sicher

über seine endgültige Formulierung. Ich werde also jetzt "laut" denken,

formulierend und Möglichkeiten erwägend. Here we go:

Manche Schiffe hören auf zu sinken, wenn die Ratten sie verlassen haben.

Manche Schiffe, wenn die Ratten sie verlassen haben, hören sie auf zu sinken.

Manche Schiffe hören auf zu sinken, sobald, weil, obwohl, dadurch daß....

Manche Ratten retten Schiffe, indem sie sie verlassen.

Manche Schiffe sinken nur, weil die Ratten sie noch nicht verlassen haben.

Manche Ratten verlassen Schiffe, um ihr sinken zu verhindern.

O Gott, ich kann mich nicht entscheiden in diesem Dickicht von Akzenten und Aspekten.

Dann lassen wirs halt dabei und mutem dem Leser die Qual der Wahl zu. Schillernder

Beziehungsreichtum - das ist ja gerade das Schöne an Aphorismen.

 

 

 

Tagesgedanken 18. März 2011

Kaufte mir eine backup-Festplatte zur Sicherung meiner Festplatte mit 1 Terabyte Speicherkapazität. 1000 Gigabyte also. Obwohl das schon ziemlich viel und sicher mehr als genug für ein Lebenswerk als Textmenge ist, fragte ich mich, ob und wie es danach wohl weitergeht.

Google gab mir auf die Begriffe "Terabyte" und "nächstes" die Antwort:
1000 Terabyte sind ein Petabyte. Und weiter? 1000 Petabyte sind ein Exabyte, 1000 Exabyte wiederum ein Zettabyte und 1000 davon ein Yottabyte. Ein Yottabyte sind eine Billion Gigabyte.

Rein sprachlich sind wir auf wahrhaft unvorstellbare Datenmengen bestens vorbereitet (emotional wohl weniger). Nach Yotta kommen, jeweils mal tausend, folgende vorsilben vor die Bytes:

Xona-, Weka-, Vunda-, Uda-, Treda-, Sorta-, Rinta-, Quexa-,Pepta-, Ocha-, Nena-, Minga-, Luma-.

Ein Lumabyte, das wären 10 hoch 63 oder auch eine Deziallarde Byte. Uff!

Tagesgedanken

Simulation scheint mir ein Schlüsselbegriff für das Verständnis unserer Zeit zu sein. Wir sind umgeben von Simulationen des Lebens wie nie zuvor, wir können uns jederzeit das geliebte, gefürchtete Leben in ungezählten Facetten vor Augen und Ohren führen: Abenteuer, Liebe, Glück, Gefahr, Erfüllung, Scheitern, verwelken und blühn.

Es gibt nichts, was nicht simuliert werden könnte, keine Stimmung, kein Gespräch, kein Sternenhimmel, kein Gefühl.

Außer: das gelebte Leben selbst, von innen sozusagen. Das Freie.

Das frei gewachsene Bewußtsein und Gefühl von sich selbst und von anderen ist nicht simulierbar, Individualität und Persönlichkeit können gespielt und insofern simuliert werden. Aber Eigensein und Selbstheit entziehen sich jeglicher Simulation

Mehr noch: ein zu großer Konsum von Simulationen verhindert eigene Entwicklung.

Der dialektische Gegenbegriff zu Simulation wäre Freiheit. Simulation ist wesentlich auch Manipulation und Fremdbestimmung, aber durch neue Technik als Spiel, Interaktion, Dialog mit dem Schein der Freiheit versehen.

Auf dem Weg zu sich selbst sind die Simulationen ein Wald von Wegweisern, die sich unendlich widersprechen und deren Zusammenspiel keinen Sinn ergibt. Den kann der Wanderer nur in sich selbst finden.

 

 

27.02.2011 warum nicht guttenbergieren?

Das, was Guttenberg getan hat, rührt an ein so allgemeines

menschliches Verhalten (man mag an das Abgucken und Vorsagen

in der Schule denken), daß seine hohen Sympathiewerte in der

Bevölkerung bisher kaum Schaden nehmen. Viele fragen in den Medien,

ob das Erschwindeln eines Doktortitels (den man ja als handfestes

Wirtschaftsgut sehen) als allzumenschliche Schummelei bagatellisiert

werden darf.

Jedenfalls schlägt die Affäre so hohe Wellen, daß Guttenbergs Name große

Chancen hat, zum geflügelten Wort zu werden, ja vielleicht sogar zu einem

eigenständigen Tätigkeitswort der deutschen Sprache. "Da mußt du einfach

einen doppelten Guttenberger machen, dann ist die Sache geritzt" -

Oder "Promovieren oder guttenbergieren" - das ist die Frage?

Oder als Ultra-Euphemismus für klauen, stibitzen, mopsen, abstauben uä.:

"guttieren", "guttenbergern".

 

 

Kontakt

Peter P. Peters
E-Mail: milchsack@t-online.de

Artist Promotion
Gutleutstraße 294
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Telefon (069) 23 76 27